1.-Mai-Aktion: Erdbeerpflückerinnen organisieren sich gegen Ausbeutung und sexuelle Gewalt

Bereits im Dezember finden wir in den hiesigen Supermärkten billige Erdbeeren, meist aus Huelva. Dass die Erdbeeren zudem so billig zu kaufen sind, ist auf die Ausbeutung der Erdbeerpflückerinnen in Huelva zurückzuführen. Ausbeutung hat viele Gesichter. So wird der gesetzliche Mindestlohn von 40 Euro pro Tag selten eingehalten. Gang und gäbe ist es, Überstunden nicht auszuzahlen. Obwohl die Frauen eine vertraglich zugesicherte Mindestbeschäftigung pro Woche haben, wird diese vielfach unterlaufen: entweder weil das Wetter zum Ernten zu schlecht ist, oder weil es mehr Arbeiterinnen denn Arbeit gibt. Das bedeutet massiven Lohnausfall für die Arbeiterinnen.

Die Erntehelferinnen leben oft auf engem Raum, teilweise zu acht in einfachen Containern aus Blech, meist neben den Feldern, auf welchen sie den ganzen Tag gebückt oder kniend Erdbeeren ernten, isoliert und weit weg vom nächsten Dorf. Die Arbeit ist ausserdem nicht ungefährlich. Oft wird im Feld neben der Erdbeerpflückenden Frauen, Pestizide gesprüht. Den Erdbeerarbeiterinnen wird aber keine Schutzkleidung oder –Maske ausgehändigt. Ein grosses und lange todgeschwiegenes Problem sind die sexuelle Übergriffe gegen Erntearbeiterinnen. Die Liste der Misshandlungen, der Erniedrigungen und der Verletzungen des Tarifvertrags ist lange. Doch wenige Arbeiterinnen trauen sich, sich zu wehren. Denn nur wenn der gleiche Patron sie wiedereinstellt, können die Frauen für die nächste Saison erneut nach Huelva kommen. Die meisten halten deshalb lieber den Mund.

Die südspanische Landarbeiterinnengewerkschaft SOC-SAT hat in Huelva seit Februar 2019 die Erntehelferinnen informiert und organisiert. SOC-SAT war zwar seit längerem immer wieder in Huelva aktiv, aber eine permanente gewerkschaftliche Präsenz konnte die Gewerkschaft nicht aufbauen. Dazu fehlten die finanziellen Ressourcen. Letztes Jahr jedoch gelang es SOC-SAT, mit einer Kampagne für Arbeitsrechte und gegen sexuelle Übergriffe viele Arbeiterinnen zu mobilisieren. Durch diesen Erfolg motiviert und mit der Unterstützung des SOLIFONDS hat SOC-SAT nun eine gewerkschaftliche Kampagne für die Dauer der gesamten Erntezeit gestartet und ein Team in Huelva aufgebaut.

Erdbeerarbeiterinnen in Südspanien zählen auf unsere Solidarität!