1. Mai - Brasilien: 30 Jahre Gewerkschaft der Hausarbeiterinnen
«Ich arbeite in fremden Haushalten, seit ich sieben Jahre alt war. Jetzt werde ich fünfzig, aber erst seit wenigen Jahren bin ich offiziell angestellt. Zuvor arbeitete ich praktisch als Sklavin.» So wie Milca Martins, Generalsekretärin von Sindoméstico, der Gewerkschaft von Hausarbeiterinnen im brasilianischen Bundesstaat Bahia, geht es den meisten Hausarbeiterinnen in Brasilien. Rund acht Millionen Menschen, die allermeisten von ihnen Schwarze Frauen aus armen Verhältnissen, arbeiten in Haushalten der Mittel- und Oberschicht, viele von ihnen seit Kindesalter. Das Verhalten ihnen gegenüber hat sich seit der Kolonialzeit und der Sklaverei wenig verändert.
Zwar sind die Arbeitsbedingungen der Hausarbeiterinnen in Verfassung und Gesetz geregelt. Es gibt aber keine Kontrollen und viele Arbeitgeber*innen halten sich deshalb nicht daran. Nur ein Drittel der Hausarbeiterinnen ist gemäss Arbeitsgesetz angestellt und hat einen Vertrag. Viele erleben Gewalt und sexuelle Übergriffe.
Dabei sind die Hausarbeiterinnen für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar – dank ihnen können andere einer Erwerbsarbeit nachgehen, während die Hausarbeiterinnen ihre Kinder versorgen und den Haushalt in Ordnung bringen. Trotzdem sind sie unsichtbar, ihre Arbeit erhält keine Wertschätzung und ist unterbezahlt.
Unter der Rechtsaussenregierung von Jair Bolsonaro ist die Situation für die Hausarbeiterinnen noch schwieriger geworden. Der Präsident fördert nicht nur den Rassismus, sondern baut Arbeitsrechte ab und wälzt das Rentensystem um, so dass informelle Arbeiterinnen und Arbeiter endgültig von einer Rente ausgeschlossen werden.
Vor dreissig Jahren haben sich Hausarbeiterinnen in Bahia in der Gewerkschaft Sindoméstico zusammengeschlossen, um gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen. Trotz oder gerade wegen der aktuell widrigen Umstände intensivieren die Gewerkschafterinnen diesen Kampf anlässlich des Jubiläums von Sindoméstico. Wir unterstützen sie dabei.