Mit Solidarität und Selbstorganisation aus der Krise finden
Wegen der Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie von heute auf morgen die Stelle verloren – für viele prekarisierte Menschen weltweit heisst dies, nichts mehr zu essen zu haben. Im globalen Süden ist das eine Realität für Millionen von Arbeiter*innen.
Eine herausfordernde Zeit ist angebrochen. Das Coronavirus hat nicht allein eine Gesundheitskrise bewirkt, vielmehr ist eine multiple Krise entstanden – wirtschaftlich, gesellschaftlich, zusätzlich zur klimatischen, die mancherorts deutlich spürbar ist. Bereits bestehende Ungleichheiten wurden sichtbarer und haben sich verschärft. Grundlegende Rechte sind stärker unter Druck geraten und können in der Zeit der Lockdowns nicht mit üblichen Mitteln – Protesten oder Streiks – eingefordert werden. Viele Arbeiter*innen stehen ohne Einkommen da, andere, beispielsweise in der Landwirtschaft Südeuropas oder in der Textilindustrie Asiens, sehen sich gezwungen, ihre Arbeit fortzuführen beziehungsweise wieder aufzunehmen, wenn Unternehmen dies verlangen – ohne Schutzmaterial. Die Pandemie wird als Vorwand genommen, um Arbeitsrechte abzubauen. Betroffen sind insbesondere Menschen in unsicheren Arbeits- und Lebensverhältnissen. Sie leben in Favelas, Townships, Barackensiedlungen.
Doch entsteht auch viel Solidarität in diesen schwierigen Zeiten: Kollektive Küchen schenken Essen aus, Basisbewegungen verteilen Nahrungsmittelpakete und Hygieneartikel in armen Vierteln, führen Gesundheitsvorsorge durch, leisten Rechtshilfe. Sie stellen sich der Krise mit Solidarität, Selbstorganisation und Einfallsreichtum. Gleichzeitig wehren sie sich gegen staatliche Repression, gegen Massenentlassungen und Räumungen von informellen Siedlungen.
Von den Regierungen fordern sie soziale Absicherung für die gesamte Bevölkerung, mehr Investitionen in Gesundheit und Bildung, um die Auswirkung solcher Krisen möglichst gering zu halten. Und sie verlangen die Streichung der Auslandschulden.
Auch wenn die Massnahmen gegen die Pandemie demnächst gelockert werden – die Auswirkungen dieser Krise werden uns noch länger beschäftigen. Umso wichtiger ist es, soziale Bewegungen zu stärken, die Nothilfe leisten und grundlegende Rechte verteidigen. Sie zählen auf unsere Solidarität, damit wir gemeinsam gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.