1. Mai — Aktion: Erdbeerpflückerinnen organisieren sich
«In Huelva bestehen Zustände wie im Wilden Westen.» Dieser Satz kommt in den Gesprächen mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern der südspanischen Landarbeiter*innengewerkschaft SOC-SAT oft vor. Die Provinz in Andalusien ist Zentrum des Anbaus von Erdbeeren und anderen Beerenfrüchten. Produziert werden diese unter ausbeuterischen Bedingungen, mehrheitlich von Frauen, die mit einer für die Erntesaison befristeten Arbeitsbewilligung aus Marokko anreisen. Viele Arbeiterinnen erhalten anstelle des Mindestlohns von 48 Euro nur 32 Euro am Tag. Sie hausen in engen Verhältnissen in den informell zwischen den Feldern entstandenen Siedlungen. Sexualisierte Gewalt gegen die Erntehelferinnen ist weit verbreitet. Wenn Arbeiterinnen zudem nicht die geforderte Leistung erbringen, werden sie mit zwei, drei Tagen Arbeitsverbot bestraft und verlieren dadurch einen Teil ihres Lohns.
Diesen ausbeuterischen Bedingungen hat die SOC-SAT den Kampf angesagt. Vor zwei Jahren und mit Unterstützung des SOLIFONDS hat die Gewerkschaft ihre Präsenz in Huelva verstärkt und organisiert seither die Arbeiterinnen. Das ist nicht ganz einfach, denn wer Übergriffe oder Verstösse meldet und dabei erwischt wird, verliert meist die Stelle. Enorm wichtig ist es deshalb, dass die Gewerkschaft schnell und diskret reagiert und sich konsequent gegen das Ausbeutungssystem stellt. Auf diese Weise hat die SOC-SAT das Vertrauender Arbeiterinnen gewonnen. Dank dieser Arbeit haben viele nun den Mut, Anzeigen wegen sexueller Übergriffe einzureichen oder Betriebe zu melden, die während der Pandemie kein Schutzmaterial zur Verfügung stellen.
Um an diese Erfolge anzuknüpfen und ihre Arbeit zu festigen, will die SOC-SAT ihre Präsenz in der Provinzhauptstadt Huelva verstärken. Ein Gewerkschaftslokal soll als Anlaufstelle dienen. Dies ermöglicht den Arbeiter*innen, sich an einem geschützten Ort und ohne Angst vor Repression mit der Gewerkschaft zu beraten. Mit unserer Solidarität kann die SOC-SAT die Arbeiterinnen weiterhin in ihrem mutigen Kampf gegen Ausbeutung und Gewalt unterstützen.