1. Mai - Erdbeerpflückerinnen in Südspanien

Spanien und Marokko

 

Erdbeeren aus Südspanien in hiesigen Supermärkten

Erntearbeiterinnen zahlen die Zeche

Es wird Abend im südspanischen Huelva. Souad, Karima und Cristina strecken ihre schmerzenden Rücken durch. Seit dem frühen Morgen haben sie Erdbeeren gepflückt, jede über 200 Kilo. Das ist die Mindestvorgabe des Produzenten. Gebückt sind sie die Pflanzenreihen abgeschritten, haben die Plastikplanen zurückgeworfen und die reifen Erdbeeren gepflückt. Die volle Kiste an den Sammelpunkt zu tragen, hat dem endlich wieder ausgestreckten Rücken gut getan, war aber auch Zeitverlust.

Der Patron lässt die Arbeiterinnen auf seinen Pickup aufsteigen und fährt sie gegen Bezahlung zurück zu ihrer Unterkunft, mehrere Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft. Er kann sich anzügliche Bemerkungen nicht verkneifen, aber zumindest ist jetzt keine der Frauen alleine mit ihm unterwegs.

Souad und Karima sind sich aus Marokko einiges an Hitze gewohnt. Am heutigen Tag war es auch in Huelva sehr heiss und sie hätten gerne geduscht. Aber es gab kein Wasser in der Unterkunft. Mit Cristina aus Rumänien und drei Arbeitskolleginnen teilen sie sich ihr kleines Zimmer. Bett steht an Bett. Falls es regnet und nicht geerntet werden kann, müssen sie sich irgendwie zurechtfinden.

Zuvor war auch Fatiha in diesem Zimmer untergebracht. Der Patron hat sie jedoch fortgejagt – ohne Lohn, zurück nach Marokko. Sie sei für die Erntearbeit nicht zu gebrauchen. Sie hatte seine Annäherungsversuche entschieden zurückgewiesen. Souad und Karima wären gerne mit ihr gemeinsam nach Hause zurückgefahren. Nur als alleinerziehende Mütter sind sie auf den Verdienst in der Erdbeerernte angewiesen. Sie hoffen auf gutes Wetter und darauf, dass sich der Patron an den vertraglich zugesicherten Lohn hält. Letztes Jahr zahlte er viele Überstunden nicht aus. 2005 schilderten Souad, Karima und Cristina diese sklavenähnlichen Arbeitsverhältnisse einer Delegation, der auch der SOLIFONDS angehörte. 2018 veröffentlichten Journalistinnen auf Buzz-Feed einen Bericht mit identischem Inhalt. Nichts hat sich geändert in 13 Jahren. Die Gewerkschaft der LandarbeiterInnen SOC-SAT packt jetzt das Problem mit Unterstützung durch den SOLIFONDS an. Trotz grossen Widerständen hat sie eine Informationskampagne unter den Erdbeerarbeiterinnen gestartet, macht Druck für die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen und organisiert die Frauen.

Acht Stunden harte körperliche Arbeit für knapp 40 Euro pro Tag.

Acht Stunden harte körperliche Arbeit für knapp 40 Euro pro Tag.